38
C-Dur
Sinfonien um 1766-1769
Herausgeber: Andreas Friesenhagen und Christin Heitmann; Reihe I, Band 5a; 2008, G. Henle Verlag München
Hob.I:38 Symphonie in F-Dur in C-Dur
Ob der schöpferische Unernst dieses Werks von der Bühne inspiriert wurde oder nicht, werden wir nie erfahren; auf jeden Fall würde es unter der Assoziation nicht leiden. Wie mehrere andere frühe Haydn-Symphonien in C-Dur bedient sich das einleitende Allegro di molto zunächst des sonst gewöhnlich Finalsätzen vorbehaltenen 2/4-Takts. Möglicherweise ähnelt es einer Ouvertüre; gewiss klingt es "bühnengemäß", ein wenig bombastisch, ohne große Feinheiten des Kontrasts oder der motivischen Variation. Und mitten in der Durchführung wird es regelrecht komisch: Dieser Abschnitt hat sich bisher auf a-Moll konzentriert; am Ende einer langen Sequenz führt Haydn jedoch zwei irreführende Kadenzen auf F (der Untermediante) aus, bis er des Spiels müde wird und unisono eine dritte Kadenz herausarbeitet, um es endlich für a-Moll zu entscheiden — worauf er diesmal nicht nur F einwechselt, sondern auch nach piano absinkt und eine neue Episode in F-Dur beginnt! (Der "Trio"-Effekt, den die reduzierte Besetzung und Heraushebung aus dem Zusammenhang auslöst, findet sich auch hauptsächlich in älteren Finalsätzen.)
Das Andante molto ist ein feinsinnig possenhafter "Echosatz" jener Art, wie er bei den konservativen norddeutschen Kritikern zu Haydns Zeit soviel Anstoß erregte. Die gedämpften zweiten Violinen imitieren ständig die Schlussmotive der ungedämpften ersten — egal, wie taktlos dies im rhythmischen Kontext erscheinen mag, oder wie übertrieben am Ende der beiden Hauptabschnitte. Das Menuett zeichnet sich durch ein Oboensolo im Trio aus. Das gilt auch für die zweite Gruppe des Allegro di molto bezeichneten Finales (nun alla breve). Das Finale alterniert im Allgemeinen zwischen einem Eröffnungsthema, das über einem exzentrischen tonischen Orgelpunkt die Tonleiter auf- und abmarschiert, und kontrapunktischen Passagen an den Übergängen und in der Durchführung. Die Wirkung ist entschieden die einer humorigen Gegenüberstellung statt organischer Integration.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze




Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)



