42
D-Dur
Sinfonien 1767-1772
Herausgeber: Carl-Gabriel Stellan Mörner; Reihe I, Band 6; G. Henle Verlag München
Hob.I:42 Symphonie in D-Dur
Die Symphonie Nr. 42 stammt aus dem gleichen Jahr (1771) wie die Streichquartette op. 17 und die c-Moll Klaviersonate Hob.XVI:20 (Landon 33). Der Anfangssatz trägt die ungewöhnliche Tempobezeichnung "Moderato e maestoso", die, wenn man sie genau befolgt, einen der längsten Sätze zur Folge hat, den Haydn je komponierte. Dies ist jedoch nicht nur eine Sache der reinen Uhrzeit; z. B. enthält die Seitengruppe auf der Dominante, einzigartig bei Haydn, zwei "zweite Themen", jedes in beachtlicher Länge ausgearbeitet, mit einer noch längeren "forte"-Passage im Zwischenteil. Die Durchführung enthält nicht nur eine sondern zwei "falsche Reprisen", eine auf der Tonika an früherer Stelle, eine andere auf der Subdominante etwa in der Mitte. Die Reprise bricht dann bald ab, um einer bemerkenswerten "zweiten Durchführung" Platz zu machen, die auf den Motiven des ersten Themas basiert.
Der langsame Satz trägt die gleichfalls ungewöhnliche Tempobezeichnung "Andantino e cantabile". Heinrich Christoph Koch, ein bekannter Musiktheoretiker des 18. Jh. (besonders im Bereich der musikalischen Formenlehre), benutzte ihn als "Demonstrationsobjekt" für die Sonatenhauptsatzform. Er steht in der gleichen Tonart und im gleichen Metrum wie der langsame Satz der AbschiedsSymphonie und seine nachdenkliche Grundstimmung ist auch ähnlich, beziehungsweise noch exzentrischer, was die Phrasierung angeht. (In einem Punkt ging Haydn zu weit: Im Autograph strich er eine rhythmisch unklare Passage, was er selbstbewusst so kommentierte: Dies war vor gar zu gelehrte Ohren. Man hat darüber spekuliert, dass sie vielleicht Fürst Esterházy nicht gefallen hatte. Aber die gestrichene Passage erscheint in keiner der erhaltenen Stimmen. Sehr wahrscheinlich haben weder der Fürst noch sonst jemand die Version vor der Korrektur zu hören bekommen.
Das sprühende Menuett ist ebenfalls länger als üblich und das Trio ist ein exquisites Stück Musik für die Streicher. Das Finale trägt wiederum eine ungewöhnliche Tempobezeichnung, "Scherzando e presto". Es besteht aus einer Folge freier Variationen, — "ausgezeichnete Spielereien in Beethovenscher Manier", wie Tovey sie bezeichnete, — die hinreißende Kontraste in der Instrumentierung enthalten, wie auch eine relativ ausgedehnte Moll-Variation in der Mitte. Es schließt mit einer scherzhaften Coda — aber ob dieser Humor "hoch" oder "flach" ist, das kann nur der Zuhörer beurteilen.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze




Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)



