15
D-Dur
Sinfonien um 1761-1765
Herausgeber: Ullrich Scheideler; Reihe I, Band 2; 2012, G. Henle Verlag München
Hob.I:15 Symphonie in D-Dur
Dieses Werk beginnt mit dem wohl ungewöhnlichsten ersten Satz aller Haydn-Symphonien. Er ist in A-B-A-Form gehalten, Adagio-Presto-Adagio (in den A-Teilen kommen konzertierende Hörner vor); aber der erste Adagio-Abschnitt ist keine langsame Introduktion, und der Satz als Ganzes ist auch nicht (wie gelegentlich behauptet wurde) ein Beispiel einer "französischen Ouvertüre". Vielmehr handelt es sich beim einleitenden Adagio um ein in sich abgeschlossenes Stück mit einer vollständigen Kadenz (und der Vorbereitung eines Übergangs zum Presto). Wegen seines in sich "abgerundeten" Charakters ist es keine "Introduktion"; außerdem verträgt es, wiederum im Gegensatz zu einer Introduktion, am Ende keine Wiederholung. Das Presto setzt mit einer ansteigenden Pseudo-Imitation ein, die kein Thema, sondern reiner musikalischer Prozess ist. Seine Form ist ebenfalls einzigartig: Es sieht keine Wiederholung der beiden strukturbildenden Teile vor, und die Stelle, an der die Exposition endet und die Durchführung anfangt, ist nicht exakt auszumachen. Diese seltsamen Stilmerkmale müssen eine Konsequenz seiner einzigartigen Funktion als einleitendes sinfonisches Allegro sein, das zu beiden Seiten von einem Adagio "eingerahmt" wird. - Könnte es sein, dass diese Sonderform außermusikalische Bedeutung hat?
Immerhin ist der zyklische Aufbau der Symphonie Nr. 15 irgendwo schon vertraut: Vier Sätze mit "umgedrehten" Binnensätzen nach dem Schema langsam/schnell/langsam-Menuett-langsam-Finale. Die drei übrigen Sätze sind alle vom konventionellen Typ und halten sich an das allgemeine Kontrastprinzip. Das galante Menuett umschließt ein lieblicheres Trio mit Legato-Zweiton-gruppen, in dem sich die beiden Violinparts mit der Solobratsche und dem Solocello abwechseln. Das Andante ist wie gewohnt eher spritzig als feierlich (bietet also den größtmöglichen Kontrast zum Adagio des ersten Satzes). Und das Finale ist ein Dacapo-Gefüge mit einer kunstvollen Minore-Episode in der Mitte.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze





Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)




