16
B-Dur
Sinfonien um 1761-1765 Herausgeber: Ullrich Scheideler; Reihe I, Band 2; 2012, G. Henle Verlag München
Hob.I:16 Symphonie in B-Dur
Kürze und Kompaktheit dieses Werks scheinen die Hypothese zu bestätigen, dass es eher um 1762/63 als früher entstanden ist. Das einleitende Allegro beginnt technisch (wenn nicht gar stilistisch) wie eine Fuge mit der förmlichen Exposition zweier Themen im doppelten Kontrapunkt. Doch der dritte Fugeneinsatz erfolgt in heftigem Forte, und Haydn gibt kurz danach den Anspruch auf, eine strenge Fuge zu schreiben, und fängt eine Exposition in Sonatenform an. Die kurze, tonal instabile Durchführung greift auf das kontrapunktische Material zurück und fügt sogar ein neues Kontrasubjekt hinzu, doch die forte gespielte homophone Musik wird schon bald wieder unterbrochen.
Eine Besonderheit des Andante ist ein Solocello, das die Unisono-Violinen eine Oktave tiefer in Tenorlage verdoppelt; dieser hinreißende Effekt ist nur wirksam bei einem angemessen kleinen Ensemble mit historischen Instrumenten, das ohne Continuo-Tasteninstrument spielt. Obwohl Struktur und Rhythmus der Musik regelmäßig sind, tauchen die unregelmäßig langen Phrasen und unerwarteten Kadenzen der Eröffnung den ganzen Satz ins Licht sprühenden Witzes. Das Finale ist eine ausgelassene Balgerei im 6/8-Takt; humorvoll ist auch der Anfang der Durchführung, wenn das Hauptthema abschließend vorgibt, "regulär" zu sein - aber nur bis zum sechsten Takt. Die Reprise beginnt mit einer von Haydns frühesten offenkundig "scherzhaften" Wendungen; sie ist keinesfalls seine schlechteste.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze



Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)


