77
B-Dur
Sinfonien 1782-1784
Herausgeber: Sonja Gerlach und Sterling E. Murray; Reihe I, Band 11; G. Henle Verlag München
Hob.I:77 Symphonie in B-Dur
Die B-Dur-Symphonie, die zweite der für die nicht zustandegekommene Englandreise komponierten Symphonien Nr. 76-78, ist zweifellos die kompositorisch profilierteste der Dreiergruppe. Das gemeinsame Charakteristikum von dreien ihrer vier Sätze sind die kontrapunktischen Imitationen, die Haydn als Verarbeitungsprinzip einsetzt.
Die beiden Themen des ersten Satzes sind aus demselben rhythmischen Grundimpuls abgeleitet. Die Durchführung beginnt mit der Verarbeitung des ersten Themas; die modulierenden Sequenzen laufen auf ein länger beibehaltenes kontrapunktisches Muster hinaus, in dem der Themenkopf „mit sich selber“, in wechselseitiger Verklammerung der Stimmen, enggeführt wird. Ein gleiches Spiel, das mit dem zweiten Thema beginnt, wird frühzeitig abgebrochen, um der Reprise Platz zu machen. Die unterbrochene Entwicklung wird dann jedoch in der Reprise an entsprechender Stelle wieder aufgenommen und fortgesetzt. Im zweiten Satz, einem intimen Stück mit sordiniertem Streicherklang und kontrastierenden Mittelpartien, findet man Imitationspassagen an den wiederkehrenden Stellen des Hauptsatzes.
Das Menuett ist, wie meist bei Haydn, ein besonderes Kleinod, eine musikalische Miniatur inmitten einer prächtigen Symphonie. Durch das Spiel mit Schwerpunkten - einmal am starken, dann wieder am schwachen Taktteil - hebt Haydn mit geradezu spielerischer Leichtigkeit die Gesetze der "Schwerkraft" des 3/4 Taktes auf und führt im Menuett dem amüsierten Publikum den unbeholfen wirkenden Tanz einer kleinen Marionette vor. Der Schlusssatz, obwohl im Rondo-“Kehraus“-Charakter, ist im Sonatensatzschema disponiert. Er nimmt insofern den Duktus des Eröffnungssatzes wieder auf (und schließt somit den Bogen), als auch hier die Durchführung über gute Strecken auf der Basis eines Fugatos über den Hauptthemenkopf organisiert ist.
Analyse

Analyse der Sätze




Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)



