61
D-Dur
Sinfonien um 1775/76
Herausgeber: Sonja Gerlach und Wolfgang Stockmeier; Reihe I, Band 8; G. Henle Verlag München
Hob.I:61 Symphonie in D-Dur
Für die Bescheidenheit der Kunst, die Haydns Symphonien aus der Mitte der siebziger Jahre beseelt, gibt es kein besseres Beispiel als dieses herrliche Werk, das selbst der bedeutende Haydnkenner Jens Peter Larsen als "gefällig und unprätentiös" abgetan hat. Keiner wird bestreiten wollen, dass es gefällig ist. Das Anfangsthema vereinigt, wie das der Symphonie Nr. 53, eine schnelle Oberflächenaktivität mit einer langsamen harmonischen Bewegung; im weiteren Verlauf des Satzes realisieren wir, dass diese blockartige Phrasenbildung charakteristisch ist. Jedoch haben wir damit und mit dem unterhaltenden Rondofinale, das auf einem "Hornpipe"-Thema im 6/8-Takt basiert, im Grunde genommen die einzigen Merkmale, die als unprätentiös bezeichnet werden können, und dies nur im Sinne von "bescheiden" und nicht in dem von anspruchslos oder konventionell. Tatsächlich werden die blockartigen Passagen schließlich bemerkenswert; siehe die Achtelnoten der Bläser zu Beginn der zweiten Gruppe und besonders das Schlußthema, dessen Achtelnoten in den Oboen und Hörnern eine Tiefe von vier Oktaven erreichen und auf diese Weise die fremdartige, chromatisch steigende Melodie aus halben Noten "umspielen".
Das Adagio ist das früheste Beispiel eines bedeutenden thematischen Typus in den späten langsamen Sätzen Haydns: die "herrliche" choralartige Melodie im Dreiertakt. Für diesen großartigen Satz mit seiner expressiven Überleitung und dem eindeutig schubertschen zweiten Thema ist das Attribut "unprätentiös" völlig unangemessen. Das Menuett beginnt so weit ganz konventionell, jedoch ist der zweite Teil in verschiedener Hinsicht überraschend stark erweitert; das Trio weist ein Oboensolo auf. Was das Finale betrifft, besteht die einzige angemessene Antwort in lautem Lachen — wie jedoch jeder weiß, geschieht dies genau dann, wenn Haydn am wenigsten unschuldig ist.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze




Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)



