36
Es-Dur
Sinfonien um 1761-1765
Herausgeber: Ullrich Scheideler; Reihe I, Band 2; 2012, G. Henle Verlag München
Hob.I:36 Symphonie in Es-Dur
Wie bei der Nr. 14 gibt es auch bei dieser Symphonie viele Hinweise darauf, dass sie in den ersten Jahren Haydns am Esterházy-Hof komponiert wurde. Ihr Eröffnungssatz gleicht dem der Nr. 17 nicht nur durch die "Neutralität" von sinfonischem Stil, Tempo und Taktmaß, sondern auch dadurch, dass er eine ähnlich lange zweiteilige Durchführung mit "falscher Rückmodulation" besitzt (dabei ist die Durchführung nicht so lang und der Scherz weniger offensichtlich als bei Nr. 17). Das Adagio ist einer der erstaunlichsten langsamen Sätzen Haydns. Wie oben ausgeführt, kommt darin ein Soloduett für Violine und Cello vor. Diese Musik im konzertierenden Stil wird jedoch durch eine energische, punktierte, quasi rezitativische Geste der Streicher im Orchester eingeführt. Erst später im Satz erweist sich diese Geste als wichtiges thematisches Element, das die Solisten häufig auf eine Weise unterbricht, die nicht allein "rhetorisch" ist, sondern integraler Bestandteil der Sonatensatzstruktur.
Im Menuett tritt eine launige punktierte Figur vor, die in der Durchführung zugespitzt wird; vor der Esterházy-Zeit kam so etwas kaum einmal vor. Das Trio in der Dominante ist bemerkenswert: Es wechselt nicht nur plötzlich vom recht konventionellen Stil der ersten vier Takte zu gewundener, beinahe gespenstisch karger, chromatischer Stimmführung über. Darüber hinaus verankert es diesen geschickten Entwicklungsgang auch in der tonalen Struktur, indem es in die Moll-mediante, eine Kadenz nach d-Moll, als einmalige harmonische "Widerspiegelung" einer ästhetischen Komponente einführt. Die zweite Hälfte ist nicht weniger bemerkenswert. Das Finale im 2/4-Takt bringt die obligatorische atemlose gute Laune zum Ausdruck und weist zu Beginn der zweiten Themengruppe eine verblüffende piano vorgetragene Tremologeste auf.
©James Webster
Analyse

Analyse der Sätze




Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Namens- bzw. Gehaltslisten – und aus jenen wurde die Orchesterbesetzung „extrahiert“ - existieren also nur aus der Schaffensphase im Dienst der beiden Fürsten Esterházy, also von 1761 bis 1782.
Daher werden „nur“ jene Musiker angeführt, die im Dienste der beiden Fürsten Esterházy standen und mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum in Haydns Orchester wirkten, quasi ein „All-Time – All-Stars-Orchester“. Ich behielt bei den betreffenden Musikern die Jahreszahl „-1790“ bei, da mit Sicherheit Haydn auch nach 1782 seine Sinfonien am Hofe zu Gehör brachte.
Flöte | Franz Sigl 1761-1773 |
Flöte | Zacharias Hirsch 1777-1790 |
Oboe | Michael Kapfer 1761-1769 |
Oboe | Georg Kapfer 1761-1770 |
Oboe | Anton Mayer 1782-1790 |
Oboe | Joseph Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Johann Hinterberger 1761-1777 |
Fagott | Franz Czerwenka 1784-1790 |
Fagott | Joseph Steiner 1781-1790 |
Horn (spielte Violine) | Franz Pauer 1770-1790 |
Horn (spielte Violine) | Joseph Oliva 1770-1790 |
Pauke oder Fagott | Caspar Peczival 1773-1790 |
Violine | Luigi Tomasini 1761-1790 |
Violine (Stimmführer 2. Vl) | Johann Tost 1783-1788 |
Violine | Joseph Purgsteiner 1766-1790 |
Violine | Joseph Dietzl 1766-1790 |
Violine | Vito Ungricht 1777-1790 |
Violine (meist Viola) | Christian Specht 1777-1790 |
Violoncello | Anton Kraft 1779-1790 |
Violone | Carl Schieringer 1768-1790 |
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)



