96
"The miracle"
D-Dur
Londoner Sinfonien, 1. Folge
Herausgeber: Robert von Zahn und Gernot Gruber; Reihe I, Band 15; G. Henle Verlag München
Hob.I:96 Symphonie in D-Dur „The Miracle“
Die Symphonie Nr. 96 ist entgegen ihrer Zählung die “wirkliche” erste der “Londoner Symphonien”; sie wurde als erste jener ersten sechs Symphonien, die Haydn für die Saison 1791/92 der Londoner “Salomon-Konzerte” geschrieben, für die der Geiger und Konzertunternehmer Johann Peter Salomon Haydn engagiert hatte. Sie hat den Beinamen “The Miracle” von einem Vorfall, der sich nach neueren Erkenntnissen jedoch nicht bei einer ihrer Aufführungen, sondern der B-Dur-Symphonie Nr. 102 im Jahre 1795 ereignet haben soll: Vor Beginn der Darbietung hätten sich die Zuschauer in der Nähe des Orchesters zusammengedrängt, um den berühmten Joseph Haydn besser zu sehen. Die Sitze in der Mitte des Parterres seien dadurch leer geworden; in diesem Moment sei der große Kronleuchter herabgestürzt, jedoch ohne jemanden zu verletzen. Dies wurde als „Miracle“ (Wunder) gewertet.
Die Symphonie zeigt alle Elemente, die für Haydns spätes symphonisches Werk charakteristisch sind und mit denen Haydn seinen Ruf als “Klassiker” begründete: äußerste Knappheit und Meisterschaft der Form gepaart mit souveräner individueller Gestaltung eines jeden Satzes. Der erste Satz ist “monothematisch” organisiert, d.h. nur ein einziges Thema bestreitet mit seinen Varianten den gesamten Verlauf. Einen besonderen Effekt hat Haydn am Schluss des zweiten Satzes angebracht: Nach einem Haltepunkt setzen unerwarteterweise Soloinstrumente das Geschehen fort, als befände man sich in einem Solokonzert. (Diesen Effekt scheint Haydn ganz besonders auf das englische Publikum berechnet zu haben, das zu dieser Zeit Konzerte für mehrere Soloinstrumente oder “Konzertante Symphonien” liebte - siehe auch die “Concertante” I:105.) Das Menuett ist von alpenländischer Melodik, und das Finale, ein sog. Sonatenrondo mit “Kehraus”-Charakter, ist gekennzeichnet durch eine ganze Reihe subtiler Effekte.
Analyse

Analyse der Sätze





Musiker

Musiker
Anders als etwa bei den Opern lassen sich bei den Sinfonien, auf Grund ihrer unklaren zeitlichen Zuordnung, vollständige Besetzungs- bzw. Namenslisten der Orchestermusiker nicht anführen. Und es ist überhaupt nur bei einer der drei „Sinfonie-Schaffens-Phasen“ möglich, nämlich der mittleren Phase, jener am Hofe der Esterházys (1761-1781 letzte Sinfonie für das Esterház-Publikum) respektive 1790). Bei der ersten Phase, im Dienste des Grafen Morzin, also vor Esterházy (1757-1761) und der dritten Phase, jener danach (1782-1795) ist es überhaupt nicht möglich. Im Übrigen lässt sich die dritte Phase wiederum in drei Abschnitte gliedern: Jenen, in dem Haydn erstmals für ein „anderes“ Publikum als seines am Hofe Esterház komponierte (1782-1784), den Pariser Sinfonien (1785-1786) und den Londoner Sinfonien bis (1791-1795).
Medien

Musik
Antal Dorati
Joseph Haydn
The Symphonies
Philharmonia Hungarica
33 CDs, aufgenommen 1970 bis 1974, herausgegeben 1996 Decca (Universal)




